BEATE TISCHER
„CONTOURS OF UNSEEN” 14.06. – 25.07.2025
Finissage: Fr, 25.07., 18–22 Uhr
Mit großer Freude zeigt die Galerie Kuchling die aktuellen Arbeiten von Beate Tischer – eine malerische Auseinandersetzung mit architektonischem Raum, Wahrnehmung und Stille. Ihre Werke faszinieren durch eine eindrucksvolle Balance aus konstruktiver Klarheit und emotionaler Tiefe.
In Tischers Bildern begegnet uns Architektur nicht als Kulisse, sondern als lebendige Struktur, als Bewegungsmoment des Lichts, als Einladung zum Sehen. Sie schafft Räume, in denen sich Erinnerung und Vorstellung überlagern – Räume, die nicht erklären, sondern empfinden lassen. Wir laden Sie herzlich ein, sich auf diese besondere Bildwelt einzulassen, mit ihr zu verweilen und neue Perspektiven auf Raum, Licht und Form zu entdecken.
Beate Tischer lebt und arbeitet in Berlin. Ihre künstlerische Ausbildung begann mit einem Studium der Drucktechnik an der TU Chemnitz. Es folgten Stationen an der Kunsthochschule Dresden und der Hochschule Niederrhein in Krefeld, wo sie Malerei und Freie Keramik studierte. Ergänzt wurde ihr Weg durch ein postgraduales Studium im Bereich Multimedia-Design sowie durch intensive handwerkliche Praxis in Keramik- und Puppenwerkstätten. Dieses vielfältige Fundament prägt ihren präzisen, zugleich poetischen Blick auf Raum, Form und Oberfläche.
In ihren Gemälden werden Räume erfunden, durchdacht, durchschritten. Architektur ist dabei nie bloß Motiv, sondern Impulsgeber für eine vielschichtige Erkundung von Fläche, Tiefe, Licht und Schatten. Massive Treppen, Wände, Durchgänge und Winkel begegnen sich in fein austarierten Kompositionen. Doch was zunächst stabil wirkt, beginnt sich bei längerem Hinsehen aufzulösen: Linien kippen, Flächen schweben, Perspektiven verflüssigen sich. Die Malerei öffnet Räume, die weder ganz innen noch außen verortet sind. Es sind Zwischenräume – entrückt, still, fast kontemplativ.
Die Bilder wirken wie eingefrorene Bewegungen von Licht und Blickrichtung. Licht trifft nicht einfach auf Oberflächen, es durchquert sie, wird reflektiert, gebrochen, zurückgeworfen. Schatten sind keine Leerstellen, sondern aktive Bildbestandteile, die Volumen erzeugen und Orientierung unterlaufen. Dabei stellt sich ein Gefühl ein, das über das Sichtbare hinausweist: eine tiefe Stille, die nicht leer ist – sondern geladen, atmend, wach. Es ist, als würde man einen Raum betreten, der auf jemanden wartet. Als stünde man auf einer Schwelle zwischen Erinnerung und Möglichkeit. Was Beate Tischer malt, sind keine Abbildungen von Architektur – sondern Räume aus Empfindung, Gedanke und Rhythmus. Sie wirken wie das visuelle Echo eines Moments: vertraut und doch nie ganz greifbar.
Ihre Kompositionen sprechen nicht nur in Geschichten, sondern auch in Spannungen, in Nachklängen. So entstehen Werke, die leise sind und gleichzeitig intensiv. Sie fordern keine klare Deutung, sondern laden zur Präsenz ein – zum Hinschauen, Verweilen, Weiterdenken. Und vielleicht zum Erahnen dessen, was gerade noch nicht sichtbar ist.
Text: Josephine Müller
Wir freuen uns auf euren Besuch <3
Beate Tischer, PURE SPACES OR THE MASTERS’ HOUSES _04, Öl auf Leinwand, 2019, 81x51cm
Kommende Ausstellung
I L O V E R A N D E R S
Art City of Denmark
02. August – 26. September
Amanda Brix Kolstrup – Jens Axel Beck – J.V. Martin – Mette Juul – Per Neble
Søren Hüttel – Sven Dalsgaard
7 Positionen aus der Heimat der Möglichkeiten
Was haben goldbemalte Spielzeugschiffe, Las-Vegas-Nostalgie, ein auf Hochglanz belichtetes Taschentuchmoment und die poetische Anatomie eines verletzlichen Körpers gemeinsam? Sie alle führen – direkt oder über Umwege – nach Randers. Nicht alle Künstler:innen dieser Ausstellung wurden hier geboren, doch Randers wirkt wie ein magnetisches Feld: ein Ort, an dem sich künstlerische Strömungen begegnen, kreuzen und neu entfalten – kurz: die Art City of Denmark.
Søren Hüttel, Bauhaus, 120x195cm, Acryl und Öl auf Leinwand, 2021.
Die Ausstellung I LOVE RANDERS versammelt Werke von Amanda Brix Kolstrup, Jens Axel Beck, J.V. Martin, Mette Juul, Per Neble, Søren Hüttel und Sven Dalsgaard. Sie alle teilen ein geografisches Koordinatensystem, aber ihre künstlerischen Ausdrucksweisen divergieren wie die Flüsse um die Stadt – manchmal mäandernd, manchmal eruptiv.
Amanda Brix Kolstrup fragt leise, eindringlich und doch unerschrocken: Was macht Krankheit mit einem Körper, mit einem Blick, mit der Kunst? Ihre Arbeiten sind tastende, performative Reflexionen über Verletzlichkeit und Kraft – intime Anatomien des Seins.
Jens Axel Beck kombiniert Malerei, Keramik, Sperrmüll und digitale Medien zu Ensembles, die alltägliche Räume und Objekte in ein fragiles Gleichgewicht bringen. So entstehen Bilder einer Gegenwart, die zwischen Vergänglichkeit, Unruhe und dem Bedürfnis nach Sinn oszilliert.
J.V. Martin, der Situationist im Goldmantel, reiste mit einer Armada lackierter Spielzeugschiffe durch die revolutionäre Theoriegeschichte. Sein „Neuer Irrealismus“ sprengt Form, Farbe und Bedeutung – stets zwischen Collage, Aktion und gesellschaftlichem Aufbruch.
Mette Juul richtet ihren Blick auf die stillen, gewöhnlichen Menschen der amerikanischen Kleinstadt – und hält fest, wie ihre Blicke sich begegnen: sie schauen zurück, während sie sie betrachtet. Ihre Fotografien entfalten leise Porträts des Alltags, durchzogen von einer zarten, beinahe schwebenden Spannung zwischen Beobachterin und Beobachteten.
Per Neble war dagegen der Hofnarr unter den Konzeptkünstlern – ernst in seinem Witz, provokant in seiner Offenheit. Seine Installationen sind nie eindeutig, sondern offenbaren einen Witz, der sich nicht anbiedert, sondern unterläuft.
Derweil badet Søren Hüttel in Popkulturzitaten wie in einem Whirlpool aus Glitzer, Trash und Camp: Las Vegas trifft Star Trek trifft strukturelle Sinnlosigkeit. Seine Arbeiten sind visuelle Mixtapes mit Disco-Licht.
Und Sven Dalsgaard, der sich einst selbst das Malen beibrachte, verließ den Naturalismus zugunsten abstrahierter Bildsprachen und hochgewachsener Skulpturen, die in Bildern weiterwucherten. Surrealismus, Minimalismus, Jesus aus Randers – alles in einem Werk.
Sieben Künstler:innen, sieben Richtungen, ein Ort: Randers – die Kunststadt in Dänemark.
Diese Ausstellung ist keine Liebeserklärung. Sie ist ein Liebesbeweis.
Text: Josephine Müller
Amanda Brix Kolstrup, Suspended foundation concrete, Styropor, Armierungseisen, Leinen, Holz und Seile, 220 cm x 120 cm x 60 cm, 2022.