„WO MICH NIEMAND KENNT“
Eduard Bigas über Walter Benjamin
22. November – 30. Januar 2026

Vernissage 22. November 18-22Uhr
Eduard Bigas, Seeds of collapse, 31 x 41 cm, Kollage, Wasserfarbe und Tusche auf Papier, 2024
wir freuen uns, euch ab nächster Woche die neue Ausstellung „Wo mich niemand kennt“ Eduard Bigas über Walter Benjamin präsentieren zu können und laden euch herzlichst zur Vernissage am Samstag, den 22. November 18-22 Uhr ein.
Eduard Bigas, geboren 1969 im katalanischen Palafrugell, nähert sich in seiner neuen Ausstellung einer der prägendsten intellektuellen Figuren des 20. Jahrhunderts: Walter Benjamin. Für Bigas ist er nicht nur eine historische Gestalt seiner Zeit, sondern ein metaphorischer Geist, dessen Gedankenwelt bis in unsere Gegenwart hineinreicht – in eine Zeit, die erneut von politischen Umbrüchen, technologischen Beschleunigungen und autoritären Tendenzen geprägt ist.
Bigas’ biographische Verortung zwischen Katalonien und Berlin schließt dabei auf eigentümliche Weise einen Kreis: Unweit seines Geburtsortes liegt Portbou, wo Benjamin 1940 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten den Tod fand; Berlin hingegen, Benjamins Geburtsstadt, ist heute Bigas’ Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Diese geografische wie geistige Topografie bildet den Hintergrund seiner künstlerischen Auseinandersetzung.
In “Wo mich niemand kennt” greift Bigas zentrale Motive Benjamins auf – das Fragmentarische, die Aura des Kunstwerks, das Spannungsfeld von Original und Reproduktion. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Collage, Tusche auf Papier, Zeichnungen mit Graphit auf Leinwand und konzeptueller Fotografie. Durch die Montage von Bildfragmenten entsteht ein vielstimmiges Universum, das Benjamins eigene gedankliche Methodik spiegelt.
Den Titel der Ausstellung entlehnt Bigas einer Notiz aus Benjamins letztem Brief: „Es ist in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen, wo mich niemand kennt, dass mein Leben zu Ende gehen wird.“ Dieser Satz wird zum Leitmotiv, das sich in den Werken als melancholischer, aber auch poetischer Widerhall niederschlägt.
Inspiration bezieht Bigas aus Schriften wie Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit und den Sonetten. Zugleich öffnet er mit seiner visuellen Sprache einen eigenen Zugang zu Benjamin: intuitiv, poetisch, fragend. Seine Kunst lädt dazu ein, nicht nach endgültigen Antworten zu suchen, sondern die offenen Fährten von Benjamins Denken weiterzuführen und neu aufleben zu lassen.
In Wo mich niemand kennt verdichten sich Erinnerung, Ort und Philosophie zu einer stillen Hommage an Walter Benjamin – und zugleich zu einer Reflexion über unsere Gegenwart.
Die Galerie Kuchling freut sich, Eduard Bigas erneut die Möglichkeit zu geben, seine Arbeiten zu präsentieren, und lädt herzlich zum Besuch der Ausstellung ein.
Text: Josephine Müller

Eduard Bigas, Letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz, 31x41cm, Kollage, Wasserfarbe und Tusche auf Papier, 2025.


